Traue keiner Statistik, du könntest dich blamieren

Es muss nicht immer Trump sein – falsche Aussagen (oder nennen wir sie: geschönt) sind ein übliches Mittel in der Propaganda und im Marketing. Ein kleines Beispiel, wie man sich mit sowas derb blamieren kann.

Dieser Tage freuten sich Marketing-Mitarbeiter von Microsoft über eine Meldung der Marketing-Webseite “Werben & Verkaufen”. Diese plakatierte:

Microsoft wird zur Love Brand für deutsche Teenager

(Quelle: W&V)

Wow, klingt cool. Im Text heißt es dann, Microsoft sei in den Top 5 der bei deutschen Jugendlichen beliebtesten Marken – neben erwartbaren Einträgen wie Nike, H&M oder Apple. Ja, das sind wirklich coole News.

Viel weiter darf man die Meldung aber nicht lesen, denn dort heißt es dann:

Allerdings ist diese Sonderauswertung der Studie mit Vorsicht zu genießen: Die Fallzahl lag bei nur 113 befragten Personen.

Das überliest man schnell und gern, denn das hat mit Zahlen zu tun, sogar mit den besonders unsympathischen Zahlen vom Typ “Prozent”. Aber lassen wir uns davon mal nicht beirren, sondern rechnen nach. Die Top-5-Liste bezieht sich auf diese 113 Teenies (nebenbei bemerkt eine schon lächerlich kleine Stichprobe). Den fünften Platz hat Microsoft laut der Meldung mit 5,2 Prozent der Stimmen errungen. FÜNF KOMMA ZWEI PROZENT! Lassen wir uns auch hier nicht beirren, sondern rufen den Taschenrechner auf. 5,2 Prozent von 113 Teenies ergibt (gerundet) eine absolute Zahl von

sechs Stimmen

für Microsoft. Nochmal: Wow. Hier liegt kein Grund für eine Jubelmeldung vor, sondern eine unglaubliche Blamage. Beziehen wir diese sechs Stimmen mal auf die Gesamtumfrage mit 1928 Teilnehmern, dann ist der Anteil mit 0,3 Prozent schon praktisch nicht mehr messbar. Jeder Statistiker hat einem das als methodisch nicht haltbar um die Ohren.

Auf SECHS Kinder zwischen 14 und 17 stolz zu sein und daraus die Behauptung abzuleiten, Microsoft sei ein “Love Brand”, ist, wie es ein Kollege von mir mal sagte, Marketing-Diarrhoe.