Hintergrund

Vermutlich sollten wir unsere Sprache ändern. Ob die Leute “Migrationshintergrund” haben, ist nicht relevant. Es geht darum, dass sie Erfahrung damit haben, diskriminiert zu werden.

Wieder MVP!

imageAm Sonntag war wieder “Hit-F5-Day”: Die Renominierungen für Microsofts MVP Award standen an. Um kurz nach fünf Uhr nachmittags (später als sonst) war die Mail da, die mir mitteilte, dass ich erneut als “Most Valuable Professional” für die Sparte “Cloud and Datacenter Management” ausgezeichnet worden bin.

Das freut mich umso mehr, als in diesem Jahr eine ganze Reihe bewährter MVPs die Erneuerung nicht bekommen haben. Über die Gründe dafür lässt sich nur spekulieren. In meinem Fall ist es nun die fünfzehnte Auszeichnung, die ich seit 2003 in Folge erhalten habe.

[Nils Kaczenski: MVP Profile]
https://mvp.microsoft.com/de-de/PublicProfile/9194?fullName=Nils%20%20Kaczenski

Mit dem MVP Award zeichnet Microsoft aktive Teilnehmer der IT-Community aus, die sich im jeweils vergangenen Jahr besonders aktiv gezeigt und Wissen und Erfahrung mit Microsoft-Produkten unter Beweis gestellt haben. Es handelt sich dabei nicht um eine Zertifizierung, sondern um eine Anerkennung, die das Unternehmen nach eigenen Richtlinien ausspricht.

Jetzt neu in der c’t: Harter Rassismus

Update 6. Oktober 2018: In der ursprünglichen Fassung dieses Beitrags habe ich  den Autor der kritisierten Story beim Namen genannt. Er hat mir mittlerweile glaubhaft versichert, dass er keine rassistischen Absichten hat. Da ich nicht ihn als Person, sondern die Geschichte (und ihre Veröffentlichung) kritisiere, verzichte ich ab sofort auf die Namensnennung.

Seit Jahrzehnten leistet das IT-Fachmagazin c’t sich eine Besonderheit: Jedes Heft endet mit einer Kurzgeschichte. Die meisten dieser “Stories” sind von überschaubarer literarischer Qualität, haben aber unterhaltenden Charakter. Nicht immer nur harmlos – der Ausrichtung des Magazins entsprechend sind es typischerweise Science-Fiction-Geschichten, gern auch mit technikkritischem Unterton.

In der aktuellen Ausgabe 10/2018 indes findet sich ein bemerkenswertes Story-Exemplar: Die Geschichte “New Age” ist unverhohlen rassistisch. Auf einem Drittel der Geschichte lässt der Autor kaum ein chauvinistisches Klischee aus.

Beginnt die Geschichte zunächst mäßig originell mit einer Dystopie einer kommerziell vernetzten Welt, indem sie Motive von 1984, Facebook und Amazon zusammenrührt, kommen am Wendepunkt eine “afrikanische” Putzfrau und ihre Angehörigen ins Spiel. Diese tragen zwar zur Lösung des Plots bei, aber wie sie das tun, verrät eine Denkensart, die eher an Lothar von Trotha denken lässt als an ein Fachmagazin mit Anspruch. Nach den unvermeidlichen “weißen Zähnen” der Putzfrau kommt ihr “dickes Bündel Zöpfchen” ins Spiel. Ginge es so weiter, wäre es nur peinlich. Es kommt aber dicker: Der Sohn der Dame erweist sich als zerstörungswütiger Wilder, der statt einer Machete eine Fernbedienung zum Laserschwert umfunktioniert und nicht nur Drohnen, sondern auch lästige “Skateboarder” bekämpft. Die Putzfrau palavert indes in Schnalzlaut-Zisch-Singsang (neckisch als “Zulu” tituliert) mit einem Sprachcomputer. Am Ende ist der (weiße) Protagonist dann zum modernen Sklavenhalter avanciert, der die “afrikanische” Sippschaft (bestehend aus Vettern, die sich geschäftstüchtig-bauernschlau zu helfen wissen) zu seinem Schutz und Luxus einzuspannen weiß.

Reichsbürger, Pegida und Nazis würden sich die Hände reiben. Hoffen wir, dass der betreuende Redakteur die Geschichte nicht gelesen hat, bevor er sie ins Heft hob. Das ist nicht nur starker Tobak, das ist widerlich.

Traue keiner Statistik, du könntest dich blamieren

Es muss nicht immer Trump sein – falsche Aussagen (oder nennen wir sie: geschönt) sind ein übliches Mittel in der Propaganda und im Marketing. Ein kleines Beispiel, wie man sich mit sowas derb blamieren kann.

Dieser Tage freuten sich Marketing-Mitarbeiter von Microsoft über eine Meldung der Marketing-Webseite “Werben & Verkaufen”. Diese plakatierte:

Microsoft wird zur Love Brand für deutsche Teenager

(Quelle: W&V)

Wow, klingt cool. Im Text heißt es dann, Microsoft sei in den Top 5 der bei deutschen Jugendlichen beliebtesten Marken – neben erwartbaren Einträgen wie Nike, H&M oder Apple. Ja, das sind wirklich coole News.

Viel weiter darf man die Meldung aber nicht lesen, denn dort heißt es dann:

Allerdings ist diese Sonderauswertung der Studie mit Vorsicht zu genießen: Die Fallzahl lag bei nur 113 befragten Personen.

Das überliest man schnell und gern, denn das hat mit Zahlen zu tun, sogar mit den besonders unsympathischen Zahlen vom Typ “Prozent”. Aber lassen wir uns davon mal nicht beirren, sondern rechnen nach. Die Top-5-Liste bezieht sich auf diese 113 Teenies (nebenbei bemerkt eine schon lächerlich kleine Stichprobe). Den fünften Platz hat Microsoft laut der Meldung mit 5,2 Prozent der Stimmen errungen. FÜNF KOMMA ZWEI PROZENT! Lassen wir uns auch hier nicht beirren, sondern rufen den Taschenrechner auf. 5,2 Prozent von 113 Teenies ergibt (gerundet) eine absolute Zahl von

sechs Stimmen

für Microsoft. Nochmal: Wow. Hier liegt kein Grund für eine Jubelmeldung vor, sondern eine unglaubliche Blamage. Beziehen wir diese sechs Stimmen mal auf die Gesamtumfrage mit 1928 Teilnehmern, dann ist der Anteil mit 0,3 Prozent schon praktisch nicht mehr messbar. Jeder Statistiker hat einem das als methodisch nicht haltbar um die Ohren.

Auf SECHS Kinder zwischen 14 und 17 stolz zu sein und daraus die Behauptung abzuleiten, Microsoft sei ein “Love Brand”, ist, wie es ein Kollege von mir mal sagte, Marketing-Diarrhoe.